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Äbtissin M. Immaculata Baumann von Waldsassen im kulturellen Gedächtnis der Stadt Bruchsal

„Wo es Frauen gab, muss es Frauengeschichte geben“. Deshalb gründete man 2004 den „Arbeitskreis Frauengeschichte Bruchsal“. Dieser gestaltete einen „Stadtrundgang Frauengeschichte“ als eigenen Teil des Historischen Stadtrundgangs in Bruchsal. Er wurde 2009 eröffnet. Dazu erschien eine Broschüre, die auch online abrufbar ist. Im Grußwort schreibt die Bruchsaler Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick außer dem eingangs zitierten Satz auch: „In der Vergangenheit dominierte der männliche Blick die Geschichtsschreibung. ... Die traditionelle Geschichtsschreibung hat Frauen deshalb lange übersehen.“ Also begann der Arbeitskreis mit Gedenktafeln im öffentlichen Raum diese Wahrnehmungslücke zu schließen. In einer Reihe beispielsweise mit einer Großherzogin, einer Glasharmonikaspielerin, einer Mundartdichterin und mehreren anderen Nonnen ist hier auch Äbtissin M. Immaculata Baumann von Waldsassen zu finden unter der Überschrift:

„Maria Immaculata Baumann, O. Cist. Lehrerin, Mühlenschwester, Äbtissin”

Sie wurde 1907 in Bruchsal geboren und auf den Namen Gerda getauft. Ihre Schulbildung schloss sie mit dem Abitur am Humanistischen Gymnasium ab, als einzige Frau ihres Jahrgangs, wie die Broschüre anmerkt. Es folgte ein Lehramtsstudium und 1932 der Eintritt in Waldsassen. Unter dem Nationalsozialismus durfte sie ihren Beruf nicht ausüben, weshalb sie in der Klostermühle arbeitete. Später wirkte sie als Präfektin im Internat und als Priorin. 1974 wählte sie der Konvent zur Äbtissin. Sie übte das Amt bis zu ihrem Tod im Jahr 1992 aus. Die Info-Broschüre berichtet: „Ihrer Heimatstadt Bruchsal blieb die Äbtissin stets verbunden. Besonders nach 1945 kam Hilfe und Unterstützung aus Waldsassen. Ihr letzter Besuch galt dem Schönborngymnasium, wo sie 1985 zur Feier ihres Diamant-Abiturs anwesend war.“

Beim Bruchsaler „Arbeitskreis Frauengeschichte“ kann man Führungen buchen, auf denen die Stationen des „Stadtrundgangs Frauengeschichte“ abgeschritten werden. So wird die Erinnerung an Äbtissin Immaculata in der Stadt Bruchsal derzeit wahrscheinlich lebendiger gehalten als in der Stadt Waldsassen.

 

Literatur über Äbtissin Immaculata:

Treml Robert, Die drei Äbtissinnen des Klosters Waldsassen 1925–1992, in: Heimat Landkreis Tirschenreuth 6 (1994) 75–86, hier: 83ff.

Weber, Camilla: Die Geschichte des Zisterzienserinnenklosters Waldsassen seit der Gründung im Jahr 1864, in: Pfister, Peter (Hg.): Die Zisterzienserinnen in Waldsassen. „Die auf den Herrn vertrauen, schöpfen neue Kraft“, Regensburg 2020, 129–149, hier: 143f.

 

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