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Die älteste Darstellung des Schlosses Fockenfeld

In der Literatur über Fockenfeld findet man mehrfach die Schwarzweiß-Abbildung einer Vedute, die auf eine Tabatiere des Bauherrn, Abt Alexander Vogel von Waldsassen (im Amt 1744–56) gemalt wurde. Quellen- und Standort-Angabe fehlen bei den jüngeren Reproduktionen. Die nötigen Informationen findet man nur in Felix Maders „Kunstdenkmälern“ von 1908: Das Objekt sei „jüngst in den Besitz des Bayerischen Nationalmuseums übergegangen“.

Eine Nachfrage im Münchener Nationalmuseum wurde schnell und freundlich beantwortet, unter Überlassung der Digitalisate zweier Bilddateien und des Inventarblattes. So kann nun hier eine Farbabbildung gezeigt werden.

Objekt-Beschreibung

Die Dose wurde um 1750 in Nürnberg hergestellt und diente als Behältnis für Schnupftabak. Das Gefäß ist 2,5 cm hoch, 9,5 cm lang und 6,5 cm breit. Es ist aus Silber gefertigt, innen vergoldet und mit zwei Emailbildern versehen. Auf dem Deckel befindet sich außen eine Ansicht des Schlosses Fockenfeld, das Abt Alexander ausbauen ließ. Auf der Innenseite ist Alexanders Wappen zu sehen.

Die Vedute

Das Bild auf dem Deckel zeigt Fockenfeld in der Kavalierperspektive. Trotz geometrischer Verzerrungen und Ungenauigkeiten ist sein Quellenwert bedeutend. Zum einen ist die ursprüngliche Dachform ablesbar, die bei einem Brand im 19. Jahrhundert verloren ging. Der Dachreiter über dem linken Eckrisalit zeigt noch an, dass sich dort eine Kapelle befand. Heute fast vergessen ist, dass das Schlossgut ursprünglich von Wasser umgeben war. Den Schwarzweißabbildungen ist dies kaum zu entnehmen, auf der Farbabbildung der Tabaksdose ist es aber deutlich erkennbar. Auf einem Hügel links im Hintergrund sieht man die Ursulakapelle, die mindestens seit dem Spätmittelalter existierte, aber 1820 infolge der Säkularisation abgerissen wurde.

Zur Provenienzgeschichte

Tabatieren waren in den Klöstern des 18. Jahrhunderts beliebte Geschenke zu festlichen Anlässen, beispielsweise zu den Namenstagen. Vielleicht hatte Abt Alexander die Dose bei einer solchen Gelegenheit von seinen „geistlichen Söhnen“ erhalten. Nach 1803 wird sie sich im Versteigerungsgut der Abtei befunden haben

Wie schließlich das Bayerische Nationalmuseum in den Besitz der Tabatiere kam, ist bei Mader angegeben: Sie stammte „aus der Sammlung Franz Greb – München“. Dieser wurde 1836 in Ochsenfurt geboren, starb 1907 in München und hinterließ eine stattliche Sammlung von Kunst und kunstgewerblichen Objekten. Die Galerie Helbing versteigerte 1908 seinen Nachlass. Der gedruckte Auktionskatalog steht als Download zur Verfügung. In ihm ist übrigens auch eine Radschlossbüchse verzeichnet, ebenfalls aus dem Besitz Alexander Vogels und versehen mit einem Schenkungsvermerk des Waldsassener Konvents. Sie konnte vom Germanischen Nationalmuseums Nürnberg erworben werden.

 

Bisherige Schwarzweiß-Abbildungen:

Mader, Felix: Die Kunstdenkmäler von Oberpfalz & Regensburg XIV. Bezirksamt Tirschenreuth (Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern. Regierungsbezirk Oberpfalz und Regensburg XIV) o. O. 1908 (Nachdruck München – Wien 1982), 29.

Schnell, Hugo/Spross, Franz/Sturm, Heribert: Der Landkreis Tirschenreuth. Geschichte – Wirtschaft – Kunst (Große Kunstführer 43/44) München 1963, 42.

Knipping, Detlef/Raßhofer, Gabriele: Landkreis Tirschenreuth. Ensembles – Baudenkmäler – Archäologische Denkmäler (Denkmäler in Bayern III.45) München 2000, 138.

 

Abbildungen der Tabatiere:

Bayerisches Nationalmuseum München; Inventar-Nr. R 8404.

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