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Leopold von Tirschenreuth – ein Stiftländer Kapuzinerprediger in den Österreichischen Niederlanden

„Leopold von Tirschenreuth“ war natürlich kein Adeliger, sondern ein Angehöriger des Kapuzinerordens. In diesem war es im 18. Jahrhundert der Brauch, beim Eintritt nicht nur den Vornamen gegen einen Ordensnamen zu vertauschen, sondern auch den Familiennamen gegen eine Herkunftsangabe. Das gilt beispielsweise auch für den bekannten Altöttinger Heiligen Konrad von Parzham. Biographische Forschungen werden dadurch oft erschwert. Es ist nicht ohne Weiteres möglich, die Person zwecks Erhebung der familiären Herkunft und des Taufdatums in Kirchenbüchern aufzuspüren.

Fassbar wird Leopold von Tirschenreuth durch zwei Reihen von Predigtbänden, die er zwischen 1772 und 1778 veröffentlichte. Auf den Titelseiten ist als Autor jeweils nur „P. Leopold“ angegeben. Sein weiterer Name ist aber im Imprimatur genannt, wo er als „Leopoldus ex Türschenreith“ bezeichnet wird.

Den Paratexten im Band 1 seiner „Evangelischen Sitten- Und Fest-Predigten“ sind wenige weitere biographische Informationen zu entnehmen. Die Angabe „Lutzemburg“ als Druckort der ersten Auflage und Sitz der unterzeichnenden kapuzinischen Zensoren sowie die Druckerlaubnis des Trierer Suffraganbischofs von Hontheim geben Hinweise auf Leopolds geographischen Wirkungskreis. Aus dem Imprimatur geht auch hervor, dass er zeitweise Lektor der Theologie war. In dem 1777 verfassten Zensurvermerk zu den „Neuen Sonntagspredigten“ erfährt man außerdem, dass er zweimal als Kustos der Wallonischen Kongregation auf dem kapuzinischen Generalkapitel fungierte.

1795 wurde Wallonien der Französischen Republik einverleibt. Sollte Leopold zu dieser Zeit noch gelebt haben, wäre er von den nachfolgenden Klosteraufhebungen betroffen gewesen, es sei denn, er wäre als Exil-Ordensgeistlicher in einem anderen Konvent untergekommen. Weitere Recherchen zu seinem Lebenslauf sind in Planung.

Der Internationale Katalog für franziskanisches Schrifttum kennt keine weiteren Werke Leopolds. Das „Lexicon Capuccinum” berücksichtigt ihn nicht (als einziger Oberpfälzer Kapuziner-Autor ist dort Cassiodor Franz Joseph Zenger, 1755–1830, aufgenommen).

 

Werke von Leopold:

Evangelische Sitten- Und Fest-Predigten, 8 Bände, Luxemburg: Klebers Witwe 1772–74 (Digitalisate: Bd. 1Bd. 2Bd, 3Bd. 4Bd. 5Bd. 7).

Neuauflage: Evangelische Sittenpredigten auf alle Sonn- und Feyertage des Jahrs, 8 Bände, Augsburg: Wolf 1775 (Digitalisate: Bd. 1Bd. 2Bd, 3Bd. 4Bd. 5Bd. 6Bd. 7Bd. 8).

Neue Sonntagspredigten auf das ganze Jahr, 4 Bände, Augsburg: Wolff 1778 (Digitalisate: Bd. 1Bd. 2Bd, 3).

Lit:

Lexicon Capuccinum. Promptuarium historico-bibliographicum Ordinis Fratrum Minorum Capuccinorum (1525–1950), Rom 1951.

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