Dass einem Bischof von Gläubigen die Rote Karte gezeigt wird wie jüngst Kardinal Woelki in Düsseldorf, ist zwar neu, allerdings nur im Hinblick auf die Zeichensprache, die diesmal dabei eingesetzt wurde. Ausgrenzungen solcher Art gab es aber immer wieder. Im Jahr 1328 traf es Friedrich von Leuchtenberg, einen vormaligen Waldsassener Zisterziensermönch.
Wer war Friedrich von Leuchtenberg?
Landgraf Friedrich aus dem Geschlecht der Leuchtenberger ist ab 1295 als Angehöriger des Waldsassener Konvents nachweisbar. 1304 wurde er allerdings als Abt in das fränkische Kloster Langheim postuliert, 1306 von dort nach Ebrach. 1328 bestimmte ihn Papst Johannes XXII. zum Bischof von Eichstätt. Friedrich reiste an den päpstlichen Hof nach Avignon, wurde nach seiner Rückkehr allerdings am Betreten der Stadt Eichstätt gehindert. So musste er sich auf die Burg Holnstein bei Berching zurückziehen und sich an seiner Kathedrale durch einen Prokurator vertreten lassen. Ohne die Bischofsweihe empfangen zu haben, starb er schon 1329 und fand seine letzte Ruhestätte in der Leuchtenbergischen Familiengrablege im Chor des Waldsassener Münsters.
Spätere Ehre als zisterziensischer Seliger
Aus dem Nichts fand Friedrich dreihundert Jahre später überraschend Eingang in den zisterziensischen Heiligen- und Seligenhimmel. Der Ordenshistoriograph Chrysostomus Henriquez beispielsweise schrieb über ihn in seinem„Menologium Cistertiense“ (hier in der Version der deutschen Übersetzung) unter dem 4. September: „...In dem Closter Waldsassen in Teutschland der Seelige Fridericus Bischoff zu Aichstätten / welcher von Adelichem Geblüth entsprossen / aber noch viel Edeler an Tugenden gewesen; und nach vielen Wercken der Gottesforcht / in grosser Heiligkeit sein Leben geendet.“ Woher die Zuschreibung „selig“ ursprünglich stammt, ist noch unklar.
Als gegen Ende des 17. Jahrhunderts die Waldsassener Stiftskirche von Jakob Steinfels freskiert wurde, nahm man Friedrich in den Medaillonzyklus der Zisterzienser-Heiligen und -Seligen auf, die die Wandpfeiler zieren.
Seit dem 20. Jahrhundert ist die (immer marginal gebliebene) Verehrung Friedrichs als Seliger weitgehend erloschen.
Konflikt mit dem Domkapitel
Dass Friedrich nicht in Eichstätt eingelassen wurde, war wohl nicht seine Schuld. Der Papst hatte ihn zum Bischof ernannt, ohne dass er vom Domkapitel gewählt worden war. Ein Konflikt also, der ebenfalls Kölner Parallelen aufweist, nämlich zur Einsetzung des Erzbischofs Meissner im Jahr 1988.
Lit.:
Henriquez, Chrysostomus/Zelbacher, Theobald [Übers.]: MENOLOGIUM CISTERCIENSE. Oder Kurtz begrieffene Lebens-Verfassung Derer Heiligen und Seeligen ... des Heiligen Cistercienser Ordens..., Prag o. J. [1731], 170f.
Schrott, Georg: „Ihr Schutzpatrone des Stiftlandes...“ Die fünf Waldsassener Seligen und ihre ungewöhnliche Geschichte, Kallmünz 2017.
Abb.:
Pontifikale Gundekarianum (Diözesanarchiv Eichstätt: Codex B 4, fol. 25r).
Ferdinand Sperber, Waldsassen.