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Ausstellung „Mönch ärgere dich nicht“ in Liesborn

Das Museum Abtei Liesborn, eingerichtet in einer 1803 aufgehobenen Benediktinerabtei im Münsterland, beschäftigt sich derzeit mit einem speziellen Aspekt heutiger Geschichtskultur. Vom 28. August bis 20. November 2022 zeigt es die Ausstellung „Mönch ärgere dich nicht“. Der Untertitel lautet: „Kriegerische Nonnen, trinkfeste Brüder und geheimnisvolle Klöster im Spiel“. Man könnte erwarten, dass für reichlich Klischees gesorgt ist.

Diese sind in den präsentierten Spielen sehr wohl zu finden. Doch die Präsentation erfolgt durchaus kritisch. Rollen- und Geschlechterstereotype werden in Begleittexten auf Tafeln und Schildern hinterfragt. Realitätsbezüge und historische Genauigkeit in den Spielen sind durchgehende Themen. Für die Konzeption arbeitete das Museum mit dem Projekt „Boardgame Historian. Geschichte und Gesellschaft in historischen Spielen und mit dem kirchengeschichtlichen Institut der Universität Münster zusammen.

Im Flyer schreiben die Veranstalter: „Die Darstellung von Mönchen, Nonnen und Klöstern in analogen Spielen ist ein wichtiger Bestandteil der modernen Kirchengeschichtskultur: Werte, Normen und Ideen ihrer Entstehungszeit und ihres Entstehungsumfeldes beeinflussen die Gestaltung der jeweiligen Spiele ebenso wie so mancher Hollywoodfilm oder Historienroman. Im Zentrum der Ausstellung steht deshalb die Wahrnehmung und Wiedergabe von Geschichte und Geschehen.“ Warum gerade Klöster derart attraktiv sind, wird so erklärt: „Mönche und Nonnen hinter vermeintlich abgeschlossenen Klostermauern umgibt zugleich etwas Geheimnisvolles, das mysteriöse Erzählstränge befördert und dadurch zusätzlich Interesse weckt.“

Die Begleitpublikation „Mönch ärgere dich nicht“ ist leider etwas chimärenhaft. Sie enthält einerseits die fachlich formulierten Tafeltexte der Ausstellung, ist im Layout und durch manche spielerische Inhalte andererseits auf Kinder und jung gebliebene Spielende ausgerichtet. Im Untertitel nennt sie sich (analog zur Sachtext-Gattung der Spielanleitung) „Ausstellungsanleitung“, in der Ecke rechts unten ist „Spielvergnügen ab 1 Spieler ab 10 Jahren“ angekündigt. Die Zielgruppe der fachlich interessierten Erwachsenen wird das Heft im Museumsladen womöglich ignorieren.

Dabei belegt die Ausstellung eindringlich das Interesse der „Laienwelt“ und des Spielemarkts an der Sphäre der Klöster, vor allem derer des Mittelalters. Das Monastische hat offenbar auf vielerlei Ebenen eine Kompensationsfunktion in der Kultur der Gegenwart. 

 

Begleitpublikation:

Mönch ärgere dich nicht. Kriegerische Nonnen, trinkfeste Brüder und geheimnisvolle Klöster im Spiel. Ausstellungsanleitung, Liesborn 2022.

 

Weitere Literaturtipps:

Heiter bis göttlich. Die Kultur des Spiels im Kloster, Lindenberg 2013 (S. 159–194: Kap. „Klostermotive in Spiel und Spielzeug“).

Bernsen, Daniel/Meyer, Till: Gesellschaftsspiele, in: Geschichtskultur – Public History – Angewandte Geschichte. Geschichte in der Gesellschaft: Medien, Praxen, Funktionen (Hg. Felix Hinz/Andreas Körber) Göttingen 2020, 238–260.

Hartmann, Christoph Paul: Wie Spiele das Bild von Kirche und Mittelalter prägen (Artikel zur Ausstellung auf katholisch.de).

 

Kontakt:

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