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Eine neue Untersuchung: „Klosterbrauereien ohne Klöster“

Die Klosterbrauerei Kemnath in den ehemaligen Konventsgebäuden
Die Klosterbrauerei Kemnath in den ehemaligen Konventsgebäuden

Im Jahr 2023 warf die „Zentrale zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs“ (mittlerweile „Wettbewerbszentrale“) der Licher Brauerei Wettbewerbsverzerrung und Herkunftstäuschung vor und verklagte das Unternehmen. Der Prozess endete 2024 mit einer außergerichtlichen Einigung. Das vorgeblich aus Ettal stammende „Benediktiner Weissbier“ („Dem Himmel so nah“) wird weiterhin in Hessen herstellt, auf Etikett und Homepage ist aber die Herkunft aus Lich angegeben. 

Mit dieser Causa eröffnet Wolfgang Wüst seinen kürzlich erschienenen Artikel über „Klosterbrauereien ohne Klöster“ und geht dann diesem Phänomen der „säkularisierten Markenbezeichnung“ und seinen historischen Wurzeln weiter nach.

Ein wichtiger Grund für die Vermarktung eines Getränks als „Klosterbier“ sei die Suggestion von Kontinuität. Klosterbiere stünden „assoziativ für über Jahrhunderte gereifte Qualität, für Reinheit und Nachhaltigkeit, Traditions- und Umweltbewusstsein, Spiritualität, Gesundheit [...], Bekömmlichkeit [...], Behaglichkeit und Gemütlichkeit“. Jedermann ist der Umstand vertraut, dass der Bier trinkende Mönch „zu einer Werbeikone für Brauereien“ wurde. „Bemerkenswert ist dabei“, so Wüst, „dass es für die Definition und Vermarktung von ‚Klosterbrauereien‘ keineswegs erforderlich ist, eine bis dato verlängerte Konvents-, Kloster- oder Stiftstradition nachzuweisen.“

Abschließend teilt Wüst bestehende „Klosterbrauereien“ in fünf Kategorien ein: 1. solche am Klosterort unter Leitung einer Person aus dem Konvent; 2. solche an einem Klosterort in weltlicher Hand; 3. solche mit Firmensitz am Klosterort, jedoch mit ausgelagerten Produktionsstätten; 4. solche, die eine Klosterbrauerei betriebsrechtlich übernommen haben, aber andernorts brauen; 5. solche, die ohne konkreten Klosterbezug „Klosterbiere“ produzieren.

Auch auf Brauereien in der heutigen und ehemaligen Oberpfalz sind diese Kategorien anwendbar. Die Klosterbrauereien in Kemnath (von Wüst kurz erwähnt) und im einst oberpfälzischen Weißenohe wären der Kategorie 2 zuzuordnen. Das Getreide für die Plankstettener Biere kommt aus der klostereigenen Landwirtschaft, produziert wird für die Abtei aber im Riedenburger Brauhaus (Kategorie 3).

 

Lit.:

Wüst, Wolfgang: Klosterbrauereien ohne Klöster – Die Entstehung einer säkularen Markenbezeichnung, in: Jahrbuch der Gesellschaft für Geschichte des Brauwesens e. V. (2025), 222–247.

 

Abb.:

Klosterbrauerei Kemnath: Wikimedia Commons – tilman2007

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