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Klosterbrauereien – Was davon übrig ist

1933 war für die Zisterzienserinnen von Waldsassen aus verschiedenen Gründen ein schlimmes Jahr. Am 16. Mai schrieb die Priorin ins Klostertagebuch: „Der lb. Gott ließ es zu, daß unser Braumeister das Mißgeschick hatte, cirka 212 hl Bier verderben zu lassen. Der uns so entstandene Schaden beträgt 5000–6000 M. Wir müssen uns nun schon das kleine Opfer auferlegen u. den Biergenuß möglichst einschränken. Den Feldschwestern und wer sonst sich so schwer plagen muß, soll der notwendige Labetrunk nicht entzogen werden. Alle übrigen aber bittet Hochw. Mutter, auf das Bier zu verzichten, um zu sparen.“

Im Zuge der Säkularisation 1802/03 waren alle Klosterbrauereien privatisiert worden. Wo danach in der Oberpfalz wieder Klöster entstanden und sich erneut der Bierproduktion widmeten, machte dem das Brauereiensterben in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein Ende. So auch in Waldsassen: Die Schwestern, die 1864 nach Waldsassen kamen, nahmen schon im folgenden Jahr das alte klösterliche Braurecht wieder wahr, produzierten nun ein Jahrhundert lang Bier, mussten diesen Wirtschaftszweig aber 1967 aufgeben. Die nebenstehende Abbildung ist daher leider nur eine (Ent-) Täuschung.

Laut der wikiwand-„Liste ehemaliger Brauereien in Bayern“ ergibt sich für die Oberpfalz folgender Überblick:

 

Amberg

Malteser-Brauerei

1693–1993

Ensdorf

Klosterbrauerei Georg Schmidt

1816–1965

Reichenbach

Brauerei der Pflegeanstalt Reichenbach

1895–1973

Schönthal

Klosterbräu

1341–1999

Walderbach

Klosterbrauerei Walderbach Michael Rückert

1737–1980

Waldsassen

Klosterbrauerei

1732–1967

 

Die Angaben sind allerdings nicht zuverlässig. So kamen die Malteser erst 1782 nach Amberg. Vorher wirkten dort die Jesuiten. Für Waldsassen ist bereits auf einem Plan von 1670 ein „braxatorium“ bezeugt, Schriftquellen zur klösterlichen Braugeschichte reichen bis ins Mittelalter zurück, mindestens bis 1306. Jedoch brach die Tradition nach der Säkularisation 1803 bis zum erwähnten Einzug der Nonnen ab.

Heute gibt es eine Reihe von „Klosterbrauereien“, die gar keine sind. Überregional bekannte Beispiele sind „Paulaner“ und „Mönchshof“. In der Oberpfalz ist es die „Klosterbrauerei Kemnath“, die gemäß dem Logo „seit 1660“ existiert und sich auf den 1802 aufgehobenen Franziskanerkonvent zurückführt. Ähnlich gibt es immer noch die „Weißenoher Klosterbrauerei“ im heutigen Oberfranken.

Dass Biere weltlicher Brauereien noch nach über zwei Jahrhunderten mit einem klösterlichen Image versehen werden, hat eine Reihe von Gründen. Nach Tauschek stehen klösterliche Produkte u. a. für Tradition, kulturelle Kontinuität, regionale Spezifik, Authentizität und einiges mehr. Käufer rechnen Klosterbiere daher bereitwillig der Kategorie „Gutes aus Klöstern“ zu.

Die einzigen Biere, die heute noch aus einem Oberpfälzer Kloster kommen, sind die der bis 1802 eichstättischen Benediktinerabtei Plankstetten. Gebraut werden sie allerdings in Kommission im Riedenburger Brauhaus – einer weltlichen GmbH & Co. KG.


Eine Inschrift am ehemaligen, 1732 erbauten Brauhaus des Klosters Waldsassen (heute Brauhausstraße 4) erinnert an dessen Inbetriebnahme:

 

In hoCCe

praXatorIo ereCto

sVb abbate

eVgenIo

CoCta est oCtob

rIs nona prIMa

CerevIsIa

 

(In diesem Brauhaus, errichtet unter Abt Eugen, wurde am 9. Oktober [1732das erste Bier gebraut.)


Literaturauswahl:

 

„Ein Thal des Seegens“. Lesebuch zur Literatur des Klosters Waldsassen (Hg. Manfred Knedlik/Georg Schrott) Kallmünz 1998, 172.

Liebe, André/Uhl, Monika: Bayerns Klöster und ihre Brauereien, Nürnberg 22017, 158ff. [Eine Mischung aus Monographie und Werbeschrift.]

Muggenthaler, Hans: Kolonisatorische und wirtschaftliche Tätigkeit eines deutschen Zisterzienserklosters im XII. und XIII. Jahrhundert (Deutsche Geschichtsbücherei II) München 1924, 119/135f. [Eine Waldsassener Wirtschaftsgeschichte nach heutigen Standards fehlt.]

Tauschek, Markus: Vom hortus conclusus zur Wellness-Oase? – Die Kommodifizierung klösterlicher Kultur, in: Res naturae. Die Oberpfälzer Klöster und die Gaben der Schöpfung. Beiträge des 2. Symposions des Kultur- und Begegnungszentrums Abtei Waldsassen vom 17. bis 19. Juni 2005 (Hgg. Manfred Knedlik/Georg Schrott) (Veröffentlichungen des Kultur- und Begegnungszentrums Abtei Waldsassen 2) Kallmünz 2006, 209–228.

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