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900 Jahre Kloster Kamp

Kamp (auch: Altenkamp) ist die „Großmutter“ von Waldsassen. Die Zisterze am Niederrhein besiedelte 1131 die Abtei Volkenroda in Thüringen, von dort kamen die ersten Mönche auf den Nordgau, als Markgraf Diepold das Kloster Waldsassen stiftete.

Insgesamt gingen aus der Abtei am Niederrhein 15 Tochtergründungen hervor. Mit ihnen und deren Gründungen, den „Enkelinnen“, „Ur-Enkelinnen“ usw., umfasste die Filiation von Kamp einmal rund 60 Ordenshäuser.

In diesem Jahr feiert das Kloster Kamp sein 900. Gründungsjubiläum – Anlass genug, um eines der einflussreichsten mittelalterlichen Klöster in Deutschland zu gedenken. Über das Veranstaltungsprogramm informiert eine Online-Broschüre.

 

Abt Giselbert

Kamp teilt mit Waldsassen eine spätmittelalterliche Personalie. 1268 oder 1269 wurde Giselbert, der Abt von Ossegg/Osek, als Klostervorsteher nach Waldsassen postuliert, wo er ursprünglich auch die Profess abgelegt hatte. Von 1274 bis 1298 regierte er dann die Abtei Kamp. Der Umstand seines zweifachen Aufstiegs in der Filiationslinie lässt erahnen, dass er eine begabte Führungspersönlichkeit war. Kamp erreichte unter seiner Leitung seinen größten Besitzstand.

 

Der Terrassengarten

Heute genießt das Kamper Klostergelände vor allem einen überregionalen gartenhistorischen Ruf. 1740 ließ Abt Franziskus Daniels einen Terrassengarten anlegen, der eindrucksvoll die Lage des Klosters an der Kante des Kamper Berges nutzt. Es heißt, Friedrich II. sei zu seinem Garten in Sanssouci von Kamp inspiriert worden.

Die Anlage verwahrloste zwar nach der Säkularisation 1803, wurde aber 1986–90 aufwendig neu gestaltet, ohne dabei historische Treue vortäuschen zu wollen. 2020 war sie Teil der Landesgartenschau Kamp-Lintfort.

 

Eine kreative Ausstellung: „Der Konvent der Bosse“

Eine aktuelle Veranstaltung zum Jubiläum ist die Ausstellung „Der Konvent der Bosse“ im Museum Kloster Kamp. Die Idee: fünf Kamper Äbte aus verschiedenen Epochen sind an einem Tisch vereinigt, und zwar in Gestalt von Marionetten. Diese schuf Annette Schreiner nach den Porträts in der Kamper Äbtegalerie. Dargestellt sind die „Bosse“ Heinrich (reg. 1123–37), Johannes V. Ingenray (1529–63), Franziskus Daniels (1733–49), Dionysius Genger (1773–78) und Bernhard Wiegels (1785–1802). Im Nachbarraum befindet sich eine Verkaufsausstellung weiterer Marionetten der Künstlerin.

Die Berichterstattung in Presse und Rundfunk lobt mit Recht den ungewöhnlichen Ansatz der niedrigschwelligen Geschichtsvermittlung. Allerdings wirkt das Konzept inhaltlich etwas aufgesetzt. Keineswegs trifft es zu, dass keiner der Fünf den anderen kannte. Drei von ihnen lebten im selben Jahrhundert. Die Klosteraufenthalte von Daniels, Genger und Wiegels überschnitten sich jeweils. Andererseits hätten es auch andere Vorsteher verdient, besonders hervorgehoben zu werden.

Eine weite Anreise lohnt die kleine Ausstellung nicht. Freunde des Marionettentheaters werden an den liebenswerten und lebendig wirkenden Figuren aber ihre Freude haben.

 

Lit.:

Barocker Terrassengarten Kloster Kamp. Wiedererrichtung 1986–1990. Kamp-Lintfort am Niederrhein, Kamp-Lintfort o. J.

Geisbauer, Georg: Kloster Kamp, seine Äbte und Filiationen, Kamp-Lintfort 2000 [richtig: 2002].

Nordrheinisches Klosterbuch. Lexikon der Stifte und Klöster bis 1815. Bd. 2. Düsseldorf bis Kleve (Studien zur Kölner Kirchengeschichte 37,2) (Hgg. Manfred Groten u. a.) Siegburg 2012, 624–635.

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