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„Orte der Stille in der Oberpfalz und im Bayerischen Wald“

Entweder ist der Buchtitel eine reine Marketing-Entscheidung, oder es gibt verschiedene Vorstellungen davon, was unter Stille zu verstehen sei. Denn als „Orte der Stille“ gelten in dem Reiseführer gleichen Titels u. a. die Regensburger Altstadt, eine Zoigl-Stube, Gaststätten, Hotels und Konzerträume. Gewiss, zwischen 1 und 5 Uhr in der Frühe handelt es sich um „Orte der Stille“, auch dann, wenn die Pandemie wieder vorbei ist...

Ein reizvolle Anleitung zum Entdecken ist der Band aber schon. Die Auswahl von Orten ist sehr breit und bietet so Ungewöhnliches wie eine Regensburger Hutmanufaktur, das Hotel Fronfeste in Amberg oder das in eine Felsenhöhlen gebaute „Haus ohne Dach“ in Kallmünz.

Erwartungsgemäß wurde eine Reihe von Klosterorten aufgenommen. In Niederbayern ist es das Tagungs- und Erholungshaus der Barmherzigen Brüder in Kostenz (S. 35). Fünf weitere Stätten mit monastischem Bezug findet man in der Oberpfalz.

Neukirchen beim Heiligen Blut – „Wie durch einen Schwerthieb ein Garten entstand“

In kühner Kausalität stellen die Autoren einen Zusammenhang her zwischen der Legende vom Frevel an einer Marienstatue und dem heutigen Garten am Franziskanerkloster (S. 79). Ein Hussit wollte das Bildnis mit seinem Schwert entzweischlagen. Doch dort, wo er es am Kopf traf, floss Blut hervor. So wurde Neukirchen zum Wallfahrtsort „beim Hl. Blut“. Als Seelsorger für die Pilger wurden Franziskaner herbeigeholt. Ihr Garten ist auch in das Umweltbildungszentrum einbezogen, das die Patres im „Haus zur Aussaat“ betreiben.

Chammünster – „Wie der Bayerische Wald christliche wurde“

Im Frühmittelalter gründete das Kloster Sankt Emmeram in Chammünster eine Mönchszelle, die zur Urkirche des Bayerischen Waldes werden sollte. Die Autoren erinnern daran in ihrer Besuchsempfehlung der heutigen frühgotischen Kirche (S. 107).

Illschwang – „Zwei Konfessionen, eine Kirche“

In Illschwang bestand im Mittelalter eine Propstei des Klosters Reichenbach. Die Reformation beendete die benediktinische Verwaltung. 1652 führte der tolerante Pfalzgraf von Sulzbach in seinem Territorium die Institution des Simultaneums ein – „Kirchensharing“ nennen es die Autoren –, auch in Illschwang. Heute steht in dem Dorf „als einzige Kirche in Bayern eine eigenständige Pfarrkirche mit zwei Pfarrern (S. 119).

Schwandorf – „Eine Kirche als Glücksfall“

Unmittelbar vor Kriegsende wurde 1945 die Kreuzbergkirche bei Schwandorf weitgehend zerstört. Das dortige Kapuzinerkloster war 1802 säkularisiert worden, 1889 hatte sich ein Karmelitenkonvent angesiedelt. Dieser sorgte nach dem Krieg für einen modernen Wiederaufbau, der die Autoren des Buches staunen lässt (S. 179). Obwohl das Gotteshaus in seiner heutigen Form nun seit 60 Jahren besteht, Ist es in ihren Augen eine „sehr zeitgemäße Kirche“„Die christliche Botschaft ... wird neu erzählt. So, dass es auch der Gläubige von heute versteht.“

Waldsassen – „Von Sünden und Sündern“

Als „Ort der Stille“ wird auch die Waldsassener Stiftsbibliothek empfohlen (S. 187). Wie dort die Stille gefunden werden kann, wird nicht gesagt, dafür sind die Autoren höchst beeindruckt von der Raumdekoration, besonders Karl Stilps Holzskulpturen, gemäß der aktuell geltenden Interpretation Allegorien von verschiedenen Ausprägungen des Hochmuts. Wird deren Deutung durch Äbtissin Laetitia Fech zitiert: „Diese Figuren halten uns einen Spiegel vor Augen. Achte darauf, dass du das und das nicht tust, wenn es die gutgehen soll...“

 

Lit.:

Bruckner, Dietmar/Burkhard, Heike: Orte der Stille in der Oberpfalz und im Bayerischen Wald, Meßkirch 2019.

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