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Neues aus der Waldsassener Klosterbibliothek

Wappensupralibros des Waldsassener Abtes Eugen Schmid (reg. 1724–44).
Wappensupralibros des Waldsassener Abtes Eugen Schmid (reg. 1724–44).

Einem Bericht im Portal „Onetz“ vom 10.4. und im „Neuen Tag“ (11.4.) ist Erfreuliches über die Waldsassener Stiftsbibliothek zu entnehmen, beispielsweise, dass der Befund eines gründlichen Schädlingsmonitorings gänzlich negativ ausgefallen ist. Die Untersuchung erfolgte im Vorfeld der anstehenden Bibliothekssanierung.

Die in diesem Zusammenhang ebenfalls durchgeführte Katalogisierung der Altbestände im Besitz der Zisterzienserinnen-Abtei schreitet voran und lässt auf neue Forschungszugänge hoffen. So werden die in der Bibliothek gelandeten Bücher der vor 1803 entstandenen Pfarrbibliothek Wondreb und der Buchnachlass des Waldsassener Ex-Konventualen Johann Baptist Renner (1773–1837) erschlossen werden, die 1838 zur Dekanatsbibliothek Tirschenreuth zusammengeführt wurden und rund hundert Jahre später in den Bibliotheksaal kamen. Auch verschiedene Bände, die mit der Ausbildung künftiger Mönche im Noviziat in Zusammenhang stehen, werden nun bald bibliothekarisch greifbar sein – wichtige Quellen für die Alltags- und Mikrogeschichte der frühneuzeitlichen Abtei.

Rund ein Vierteljahrhundert verschollen war eine Statuta-Sammlung aus dem Jahr 1317. Es handelt sich um ein Exemplar einer Quellengattung, die durch die Zusammenstellung von Anordnungen der zisterziensischen Generalkapitel geprägt ist. Die kleinformatige Pergamenthandschrift befand sich früher im Klosterarchiv, war dann aber offenbar verstellt worden. Nun ist sie im Zuge der Bestandsaufnahme wieder aufgetaucht und es kann versucht werden zu klären, woher sie stammt und wie sie ihren Weg nach Waldsassen fand – eine interessante Frage, da der mittelalterliche Buchbestand ja im Zuge der Reformation aus dem aufgehobenen Kloster abgeführt wurde. Mit diesem Manuskript zusammen machen mehrere weitere Handschriften und mindestens ein Choralbuch in Schablonen-Drucktechnik einen unikalen Bestand innerhalb der Büchersammlung des Nonnenklosters aus. Auch verschiedene Inkunabeln wurden mittlerweile entdeckt.

Immer noch intensiv sind die Bemühungen um die Frage, wie die Waldsassener Bibliothek nach Abschluss der Sanierung der interessierten Öffentlichkeit präsentiert werden soll. Das Projekt trägt nun den Namen „Andersort – Anderszeit – Andersleben. Die Klosterbibliothek als Pastoraler Ort“ und lässt einen plausiblen Ansatz erwarten, zumal, wie ebenfalls berichtet wird, „das Feinkonzept [...] 20 ausgewiesenen wissenschaftlichen Fachleuten vorgestellt“ wurde, „die die Ideen und Vorstellungen gutgeheißen und intensiv diskutiert“ hätten.

 

Lit.:

Zrenner, Paul: Stiftsbibliothek im Kloster Waldsassen bald komplett ohne Bücher, in: Der neue Tag, 11.4.2023.

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