
An diesem Wochenende fand in Salzburg die Abschussveranstaltung des EU-„Creative Europe“-Kooperationsprojekts „Kulinarisches Erbe der Zisterzienser“ statt, das 2023 initiiert und unter Beteiligung von Forschenden aus Deutschland, Österreich und Tschechien durchgeführt wurde. Ein Band mit den Erträgen ist angekündigt und man darf gespannt sein, was die Gastrosophinnen und Gastrosophen an Neuem erarbeitet haben.
Die beiden oberpfälzischen Zisterzienserabteien Walderbach und Waldsassen werden darin kaum berücksichtigt sein, da durch die Säkularisation Archivalien und Infrastrukturen weitgehend verlorengingen. Schriftquellen wie Kuchelmeister-Instruktionen oder Zehrgaden-Tagebücher, wie man sie beispielsweise aus österreichischen Stiften kennt, sind nicht erhalten.
Christian Malzer konnte aber einige Erkenntnisse über die spätmittelalterlichen Speisegewohnheiten der Abtei Waldsassen gewinnen. Auf Plänen, die bald nach der Säkularisation entstanden, sind der Obst- und der Weinkeller aus frühneuzeitlicher Zeit zu lokalisieren. Punktuelle Aufschlüsse über den Wildbret-Verzehr können die „Stift Waldsassischen Jagd-Verordnungen. Anno 1788“ (z. B. in der Bischöflichen Zentralbibliothek Regensburg) geben. Die heutige Aula unter dem Bibliotheksaal war bis 1803 das Refektorium, das Tor am linken Ende des Traktes markiert den Standort der ehemaligen Küche.
Erlebbares und zumindest indirekt kulinarisches Erbe der Zisterzienser ist das „Land der 1000 Teiche“, ein weitläufiges Fischzuchtgebiet, das die Landschaft des Waldsassener Stiftlands nach wie vor prägt. Im Gästehaus St. Joseph kann man „essen wie die Schwestern“: Man bekommt serviert, was es gerade auch am Konventtisch der Nonnen gibt.
Lit.:
Malzer, Christian: Von Krapfen, Brezen und gesalzenem Fisch – Einblicke in die Speisegewohnheiten in der Zisterzienserabtei Waldsassen im späten Mittelalter, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 155 (2015) 29–51.