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Das Singknabenseminar von St. Emmeram als Ausbildungsstätte künftiger Mönche

Fast jedes Stift unterhielt im 18. Jahrhundert ein Singknabenseminar. Man benötigte die Knaben-Soprane und -Alte als hohe Stimmen in der klösterlichen Figuralmusik. Die Jungen erhielten nicht nur Musikunterricht, sondern auch eine Art gymnasiale Ausbildung. Viele spätere Stiftsgymnasien entstanden aus dieser Einrichtung.

Eine Quelle aus dem Stift St. Emmeram, die nun über das Portal „bavarikon“ zugänglich ist, zeigt, wie wichtig das dortige Knabenseminar für die Lebensläufe Oberpfälzer Mönche war. In einem Verzeichnis mit dem Titel „SEMINARIVM MUSICO-LITERARIUM Princ: Eccles: S. EMMERAMI“, das von 1733 bis 1796 reicht und vom Seminardirektor P. Sebastian Rixner (1744–99) angelegt wurde, sind alle Alumni in alphabetischer Ordnung aufgelistet. Der Band ist heute im Besitz der Staatlichen Bibliothek Regensburg.

Der prosopografische Wert der Quelle besteht darin, dass neben dem Geburtsort und dem Namen in einer dritten Spalte jeweils der „vitae Status“ angegeben ist. So erfährt man, dass Thomas und Xaver Böhm später Zisterzienser in Waldsassen wurden (unter den Ordensnamen Ernst und Xaver), Michael Fleißner Benediktiner in Reichenbach (P. Coelestinus), Ambrosius Golder in Michelfeld (P. Benedikt) usw. Will man das Monasticon eines Oberpfälzer Klosters erstellen, wird man diese Quelle jeweils auswerten müssen. Viele Ehemalige wirkten aber auch außerhalb der Oberen Pfalz.

Außerdem kann das Manuskript als Zeugnis der (nicht nur monastischen) Netzwerkbildung betrachtet werden, denn es ist ablesbar, dass man in St. Emmeram die weiteren Karrieren der ehemaligen Zöglinge verfolgte, die sicher auch untereinander in vielen Fällen Kontakt hielten.

 

Quelle:

SEMINARIVM MUSICO-LITERARIUM Princ: Eccles: S. EMMERAMI E. M. ab anno hujus sec: 33 ad ann: 96. (Staatliche Bibliothek Regensburg: IM_Rat.ep.798)

 

Lit.:

Emmerig Thomas, Das Musikseminar von St. Emmeram. Materialien zu seinem Wirkungsbereich in der Zeit zwischen 1736 und 1874, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 143 (2003) 295–330.

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