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Neue Untersuchung zur frühneuzeitlichen Naturforschung in süddeutschen Klöstern

Ein Gastbeitrag von Christian Malzer

Kann ein Religiose Mitglied einer Akademie der Wissenschaften seyn? Mit dieser Frage befasste sich nicht nur Franz von Paula Schrank (1747–1835) im Jahr 1818, damals Direktor des Botanischen Gartens in München. Die Frage steht über 200 Jahre später auch am Beginn der Münchener Dissertation von Julia Bloemer, in der es um Naturforschung in süddeutschen Klöstern des 18. Jahrhunderts geht. Erfreulicherweise berücksichtigt die Verfasserin in ihrer Arbeit auch Fallbeispiele aus Oberpfälzer Klöstern.

Bloemer widmet sich im ersten Teil ihrer Monographie den zeitgenössischen Diskursen und dem soziokulturellen Kontext der Naturforschung. Aufbauend auf die hierdurch gewonnene Definition des Themas und die Darlegung des aktuellen Forschungsstandes wendet sie sich im zweiten Teil der Arbeit („Naturforschung im Kollektiv“) der zeitgenössischen Entwicklung verschiedener Akademien (u.a. der Benediktiner-Akademie von 1779) sowie der Meteorologie als Beispiel zu.

Der konkrete Bezug zur Oberpfälzer Klosterlandschaft wird in diesen Abschnitten v.a. über den Ensdorfer Benediktinerpater Anselm Desing (1699–1772) geschaffen, dessen Todestag sowie Grafiken in diesem Jahr eingehend gewürdigt wurden. In den Kapiteln zu den süddeutschen Akademien bis 1759 und der Benediktiner-Akademie rückt er wiederholt als Akteur in den Fokus der Betrachtung. Nur gestreift werden weitere Benediktiner mit Regionalbezug: Der Ensdorfer Pater Joseph Moritz (1769–1834), der Reichenbacher Mönch Ildephons Holzwart (1761–1829) sowie die St. Emmeramer Konventualen Roman Zirngibl (1740–1816) und Placidus Heinrich (1758–1825), deren Schrifttum in Rahmen der Benediktiner-Akademie erwähnt wird.

Im dritten Teil der Arbeit wendet sich Bloemer der Naturforschung im Observatorium zu. Dabei setzt sie vier Schwerpunkte: Die Beobachtung des Venustransits 1761, die Instrumente, die Sternwarten sowie verschiedene Korrespondenzen, die sich mit diesem Aspekt der Naturforschung befassen. Auch hier wird wiederholt auf Desing Bezug genommen, wobei die jüngst in der Provinzialbibliothek Amberg wieder aufgefundenen Grafiken bei dem Verweis auf Kremsmünster (S. 149) natürlich leider nicht berücksichtigt werden konnten.

Der dritte Teil der Dissertation widmet sich dann der Naturforschung vor Publikum. Neben der Elektrizität wird ein zweiter Schwerpunkt auf den Gewitterschutz gelegt. Hierbei handelt ein eigener Unterpunkt von den Diskursen über Gewitterschießen im Umfeld des St. Emmeramer Paters Placidus Heinrich.

Eine umfassende Synthese rundet die Monographie, die auch Einblicke in die Naturforschung innerhalb der Oberpfälzer Benediktinerklöster bietet, ab.

 

Lit.:

Bloemer, Julia: Empirie im Mönchsgewand. Naturforschung in süddeutschen Klöstern des 18. Jahrhunderts (Religiöse Kulturen im Europa der Neuzeit 22), Göttingen 2022, 276 Seiten, ISBN: 978-3-525-31142-4.

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