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„Artes“ – Was in der Vormoderne als „Kunst“ galt. Vorschau auf das kommende Oberpfälzer Klostersymposion

Cyriakus Pruckers „Ars moriendi“ (PB Amberg: Ms. 18)
Cyriakus Pruckers „Ars moriendi“ (PB Amberg: Ms. 18)

Am 28. und 29. Juli 2023 findet in der Provinzialbibliothek Amberg das 5. Oberpfälzer Klostersymposion zum Thema „ARTES. Kunst und Künste in Oberpfälzer Klöstern“ statt. Dabei wird es einerseits um Kunst im heutigen Sinn des Wortes gehen, aber auch um allerlei Künste im vormodernen Sinn des Wortes „ars“.

Will man herausfinden, was beispielsweise der Ensdorfer Gelehrte Anselm Desing (1699–1772) unter „Kunst“ verstand, kann man in seiner „PORTA LINGUÆ LATINÆ“ fündig werden. Hier gibt es das Kapitel „Von Wissenschaften, und freyen Künsten“. Unter dieser Überschrift werden natürlich die „septem artes liberales“ aufgeführt: die „Disputier-Kunst“, welche er mit „Logica“ und „Dialectica“ übersetzt, die „Red-Kunst“ („rhetorica“), „Rechen-Kunst“ („arithmetica“), „Stern-Kunst“ („Astronomia“) und „Sing-Kunst“ („musica“). „Geometria“ übersetzt Desing wörtlich mit „Erd-Mässerey“. Aufgezählt sind aber auch die „Mahler-Kunst, pictoria“, die „Bau-Kunst, architectónica“, die „Bildhauer-Kunst, sculptoria“ oder auch „statuaria“ und die „Posier Kunst, plastice“, also das Modellieren in Gips und anderen Materialien. So ist in dem Kapitel ansatzweise der Übergang vom vor- zum frühmodernen Kunstbegriff ablesbar.

Durchsucht man den Amberger OPAC chronologisch nach Büchern zum Thema „Ars“, stößt man zuerst auf ein Manuskript, nämlich auf den Libellus de Arte moriendi“, geschrieben von dem Reichenbacher Mönch Cyriakus Prucker ( 1517) im Jahr 1495 (Signatur: Ms. 18). Über dieses Werk der Sterbekunst wird Christian Malzer beim Symposion referieren.

 

Titelseite der „Destillier-Kunst” von Hieronymus Brunschwig (BSB München: Rar. 2166)
Titelseite der „Destillier-Kunst” von Hieronymus Brunschwig (BSB München: Rar. 2166)

Dann findet man die Schrift „De arte metrificandi libelli“ des Robert Gaguin (1433–1501), einen Frühdruck aus dem Jahr 1506 (Gram. l. ant. 140). Er gehörte bis zur Säkularisation 1803 der Abtei Waldsassen.

Eine Amberger Besonderheit dürfte eine Ausgabe von Ovids „Ars amandi“ sein, die 1509 in Venedig von Johannes de Tridino gedruckt wurde (Scr. Gr. et Rom. 98). Sie ist in keiner anderen bayerischen Bibliothek des Gateway Bayern verzeichnet.

Der Straßburger Arzt und Botaniker Hieronymus Brunschwig (ca. 1450–1512/13) veröffentlichte 1512 seinen „Liber de arte Distillandi de Compositis. Das buch der waren kunst zu distillieren die Composita“. Davon gibt es in Amberg ein Exemplar unbekannter Provenienz (H. nat. 28).

Wer sich für die christliche Rezeption der Kabbala im Humanismus interessiert, kann in der Provinzialbibliothek Johannes Reuchlins (1455–1522) drei Bücher „DE ARTE CABALISTICA“ aufschlagen, die 1517 in Hagenau gedruckt wurden (Theol. lit. 6). Das Buch gehörte einmal den Amberger Jesuiten.

Die Reihe ließe sich noch lange fortsetzen, etwa mit Werken der Heil-, Reise oder Kriegskunst. Auch eine Ausgabe des Lehrgedichts über die „Trinkkunst“ („DE ARTE BIBENDI“) des Vincentius Opsopoeus ( 1539) fehlt nicht und ist interessanterweise unter die theologischen Bücher eingeordnet (Theol. gen. 1865).

Einige weitere Facetten dieses kulturellen Feldes werden bei dem Amberger Symposion „ARTES“ behandelt.

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