· 

Architekturelemente und -ausstattungen von Klöstern

Bestandsaufnahmen von Architektur- und Ausstattungselementen sind zu einer erfreulich regelmäßig bedienten Projektgruppe in der kunsthistorischen Forschung geworden. Meist handelt es sich um Dissertationen, die gern im Imhof Verlag publiziert werden. Auf einen monographischen Teil folgt in der Mehrzahl der Fälle ein Katalog, in dem die Strukturen erfasst, beschrieben und typologisch eingeordnet werden.

Die Klöster der alten und der heutigen Oberpfalz sind darin unterschiedlich stark berücksichtigt. Im Folgenden einige Beispiele:

Hochaltäre

Relativ willkürlich erscheint die Auswahl in Reuters Dissertation über „Barocke Hochaltäre in Süddeutschland“. Berücksichtigt ist hier lediglich Speinshart (s. Register).

Lit.: Reuter, Guido: Barocke Hochaltäre in Süddeutschland (1660–1770), Petersberg 2002.

Tabernakel

Ein wenig besser sieht es in Hamms Untersuchung „Barocke Altarretabel in Süddeutschland“ aus. Der ungewöhnliche (allerdings auch nicht einzigartige) Waldsassener Kugeltabernakel, umgeben von Carl Stilps marmorner Verkündigungsgruppe, wurde zwar nicht für würdig befunden, in den Abschnitt „Hauptwerke“ (S. 306ff.) aufgenommen zu werden, doch ist er im monographischen Teil angemessen behandelt. Auch die Kirchen in Amberg (St. Georg), Michelfeld, Speinshart und Walderbach sind einbezogen, weitere in Regensburg und Umgebung (s. Register).

Lit.: Hamm, Johannes: Barocke Altartabernakel in Süddeutschland, Petersberg 2010.

Chorgestühle

Mit Sybe Wartenas überwältigend umfangreicher Studie über „Die Süddeutschen Chorgestühle von der Renaissance bis zum Klassizismus“ ist man noch besser bedient. Es gibt ausführliche Abschnitte über Waldsassen und Speinshart (S. 466–529), über St. Georg in Amberg (S. 541–543) und eine eigene Darstellung über Fr. Johann Hörmanns SJ Chorgestühl-Entwürfe (S. 544–547). Von diesem stammte ja auch das Gestaltungskonzept des Amberger Kongregationssaal sowie mehrere (nicht ausgeführte) Vorschläge für Altäre, ein Chorgestühl und Bibliotheksregale in Waldsassen. Auch Regensburg und seine Umgebung (etwa Frauenzell und Pielenhofen) sind in Wartenas Studie einbezogen.

Lit.: Wartena, Sybe: Die Süddeutschen Chorgestühle von der Renaissance bis zum Klassizismus, München 2008 (Online-Publikation; Zugriff: 6.12.2020).

Orgelprospekte

Für Klaus Könner gehört die alte Oberpfalz offenbar nicht zu Süddeutschland. In seiner Dissertation „Der süddeutsche Orgelprospekt des 18. Jahrhunderts“ kommt sie nicht vor, Münsterschwarzach, das etwa auf demselben Breitengrad liegt wie Michelfeld, aber schon. Der Grund dürfte darin liegen, dass Könner einen Schwerpunkt auf gezeichnete Entwürfe legt, die es natürlich bei Weitem nicht mehr für alle Orgeln gibt und nicht für die in der Oberen Pfalz.

Interesse verdient der Katalogeintrag zur Kirche St. Michael in München (S. 186–188). Entwürfe für den Orgelprospekt fertigte der bereits erwähnte Jesuitenbruder Johann Hörmann an.

Lit.: Könner, Klaus: Der süddeutsche Orgelprospekt des 18. Jahrhunderts. Entstehungsprozess und künstlerische Arbeitsweisen bei der Ausstattung barocker Kirchenräume (Tübinger Studien zur Archäologie und Kunstgeschichte 12) Tübingen 1992.

Sakristeien

Die Dissertation „Barocke Sakristeien in Süddeutschland“ von Bettina Keller enthält zu einem erheblichen Teil klösterliche Beispiele. Das liegt an deren „halböffentlichem“ Charakter: Im Zuge der klösterlichen Festkultur wurden immer wieder auswärtige Zelebranten eingeladen. Ihnen gegenüber konnten die Sakristeien als Medien der Selbstdarstellung dienen. Ansonsten nahm ihre Dekoration Bezug auf die Funktion des Raumes als Vorbereitung des Priesters auf die Messe. Die Ikonographie ist stark auf das priesterliche Amt und auf die Theologie der Eucharistie ausgerichtet.

Da Bettina Keller einen Untersuchungsschwerpunkt auf die Ausmalungen der Sakristeien legt, ist im Katalogteil nur Reichenbach erfasst (S. 384–386). Das Deckenfresko, vermutlich von Otto Gebhard, zeigt die Übergabe eines Messgewandes durch die Gottesmutter Maria an den hl. Ildefons von Toledo.

Im monographischen Teil ist die Waldsassener Sakristei (genauer: die ehemalige untere – es gab auch noch eine obere im Stockwerk darüber) mit dem Stuck aus Giovanni Battista Carlones Werkstatt berücksichtigt (S. 107–109).

Lit.: Keller, Bettina: Barocke Sakristeien in Süddeutschland, Petersberg 2009.

Bibliotheken

Die erste Zusammenstellung dieser Art dürfte Lehmanns monumentales Werk über „Die Bibliotheksräume der deutschen Klöster im Zeitalter des Barock“ sein, das zwar erst 1996 erschien, aber auf jahrzehntelangen Vorarbeiten beruhte. Im zweiten Band, dem Katalogteil, ist Material zu den Bibliotheken der Jesuiten in Amberg (also zum Barocksaal der Provinzialbibliothek), in Speinshart und Waldsassen erschlossen. Will man über die Speinsharter Bibliothek mehr erfahren, kann man mittlerweile auf einen relativ neuen Aufsatz von Werner Telesko zurückgreifen.

Lit.: Lehmann, Edgar: Die Bibliotheksräume der deutschen Klöster im Zeitalter des Barock, 2 Bde., Berlin 1996; Telesko, Werner: Summa Norbertina. Die Ausmalung der Bibliothek des Prämonstratenserklosters Speinshart (Oberpfalz) aus dem Jahr 1773, in: Armarium. Buchkultur in Oberpfälzer Klöstern. Symposion vom 3. bis 4. Juli 2015 veranstaltet von der Provinzialbibliothek Amberg (Hgg. Georg Schrott/Christian Malzer/Manfred Knedlik) Amberg 2016, 257–273.

Festsäle

Eher als coffee table book ist Helga Wagners Band über „Barocke Festsäle“ konzipiert, eine Art Vorläufer der obigen Zusammenstellungen. Hier wird man aus gutem Grund nicht fündig. Die Festsäle in den Oberpfälzer Klöstern sind entweder nicht erhalten oder ziemlich unbedeutend (wie der „Harmoniesaal“ in Waldsassen). Im derzeitigen Diskurs um klösterliche Kaiser-, Reichs- und Festsäle spielen sie daher auch keine Rolle. Wer trotzdem Genaueres wissen will, kann sich in Christina Grimmingers Aufsatz über „‚Festsäle‘ in Oberpfälzer Klöstern“ informieren.

Lit.: Wagner, Helga: Barocke Festsäle in bayerischen Schlössern und Klöstern, München 1974.; Grimminger Christina, „Festsäle“ in Oberpfälzer Klöstern. Ein Beitrag zur klösterlichen Saalbaukunst der Barock- und Rokokozeit, in: Solemnitas. Barocke Festkultur in Oberpfälzer Klöstern. Beiträge des 1. Symposions des Kultur- und Begegnungszentrums Abtei Waldsassen vom 25. bis 27. Oktober 2002 (Hgg. Manfred Knedlik, Georg Schrott) (Veröffentlichungen des Kultur- und Begegnungszentrums Abtei Waldsassen 1) Kallmünz 2003, 17–37.

Fazit

Abgesehen von Lehmanns Standardwerk zu den Bibliotheken und Wartenas Dissertation sind die hier vorgestellten Untersuchungen hauptsächlich als Referenzwerke für weitere Untersuchungen zur Architektur- und Kunstgeschichte der Oberpfälzer Klöster zu gebrauchen. Dies bedeutet auch, dass auf dem Gebiet der Oberpfalz noch viel Forschungsarbeit zu leisten ist. Man darf vielleicht hoffen, dass durch das für 2022 in der Provinzialbibliothek Amberg geplante 6. Oberpfälzer Klostersymposion einige Lücken geschlossen werden. Es wird den Titel „ARTES. Kunst und Künste in Oberpfälzer Klöstern“ tragen.

Für künftige Doktoranden steht noch eine ganze Liste fälliger Bestandsaufnahmen an: Es müssten die barocken Kapitelsäle, Refektorien, Sammlunsräume und Treppenhäuser katalogisiert werden, weitere Ausstattungselemente der Konventkirchen, aber auch weltliche Bauten wie Kasten- und Kanzleigebäude. Sollte dies geschehen, werden sich die Bearbeiterinnen und Bearbeiter hoffentlich auch zu Forschungsreisen in die Oberpfalz aufraffen.

Kontakt:

Hinweis: Bitte die mit * gekennzeichneten Felder ausfüllen.