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Ensdorf als Literaturort: Abt Anselm Meiller

Der hl. Otto und Ensdorf – Frontispiz von Meillers „MUNDI MIRACULUM“.
Der hl. Otto und Ensdorf – Frontispiz von Meillers „MUNDI MIRACULUM“.

Fortsetzung der Reihe anlässlich des Ensdorfer Klosterjubiläums

 

Abt Anselm Meiller (1678–1761, im Amt ab 1717) hatte zwar die Profess in Reichenbach abgelegt, wurde aber von seinem Abt Bonaventura Oberhuber, Prälat von Reichenbach und Ensdorf in Personalunion, nach einigem Hin und Her 1713 endgültig nach Ensdorf abgeordnet. Zu Meillers dortigen Leistungen gehört v. a. die Fertigstellung des Klosterneubaus (er hatte hier den Abt zu vertreten). Eher indirekt trug er später zur Ausstrahlung von Ensdorf bei, indem er seinen Mönchen Anselm Desing und Odilo Schreger freie Hand für ihre vielfältigen Aktivitäten ließ. Dass Ensdorf zu einem rührigen Literaturort wurde, wäre ohne Meillers Zustimmung nicht möglich gewesen.

Meiller als Festprediger

Meiller selbst war Urheber mehrerer Druckerzeugnisse. Zunächst sind hier zwei Festpredigten zu nennen. Der erste Text war eine Kanzelrede anlässlich des 600. Gründungsjubiläums der Abtei Reichenbach im Jahr 1718. Sie trug den Titel Der GOtt- und Mariä- zur Wohnung gefällige Berg“. Sie ist in dem für damalige Solennitäten üblichen hohen Stil verfasst, angereichert mit vielerlei rhetorischen Einfällen und emblematischen Entwürfen. Es war der Brauch, bei solchen Festen auswärtige Gastredner einzuladen, und im Falle Reichenbachs naheliegend, dafür Meiller auszuwählen, der hier ja die Profess abgelegt hatte.

Als aber Ensdorf im Jahr 1723 seine 600-Jahr-Feier (nach damaligem historischem Kenntnisstand) hielt, trug Meiller die Predigt gleich selber vor. Der Titel lautet: „Das von GOtt zum Opffer erwählte Haus“. Da der Ensdorfer Predigtdruck um eine Beschreibungen der Feierlichkeiten zu einer ganzen Festschrift ergänzt wurden, hat er einen hohen Quellenwert hinsichtlich der Ensdorfer Festkultur.

Das „Mundi miraculum“

1730 veröffentlichte Meiller das „MUNDI MIRACULUM, SEU S. OTTO EPISCOPUS BAMBERGENSIS“. Mit dem „Weltwunder“ ist also Bischof Otto von Bamberg gemeint, einer der Ensdorfer Klostergründer. Außerdem verband Meiller die Biographie mit einer Gründungs- und Äbtegeschichte von Ensdorf, einem Abschnitt über die in Ensdorf vorhandenen Reliquien und einer Darstellung des „Wundsiedler Gnadenbildes“. In humanistischer Tradition verfasste Meiller nicht nur eine Lebensbeschreibung Ottos, sondern auch ein Elogium auf den Heiligen, mit dem der Band schließt.

 

Lit.:

Schrott, Georg: Gedruckte Kasualpredigten aus Ensdorf, in: Literarische Klosterkultur in der Oberpfalz. Festschrift zum 300. Geburtstag von P. Odilo Schreger OSB (Hgg. Manfred Knedlik, Alfred Wolfsteiner) Kallmünz 1997, 173–188.

Knedlik, Manfred: Geistliche Wortkunst. Zur Literatur des Klosters Ensdorf im 18. Jahrhundert, in: Anselm Desing (1699–1772). Ein benediktinischer Universalgelehrter im Zeitalter der Aufklärung (Hgg. ders., Georg Schrott), Kallmünz 1999, 240–259.

 

Biographisches:

Totenrotel

Leichenpredigt

Zitzelsberger, Hans: Chronik von Ensdorf, Ensdorf o. J., 108.

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