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Ordenshochschulen – Historische Vorläufer in der Oberen Pfalz

Titelblatt einer philosophische Disputation des benediktinischen Kommunstudiums im Michelfeld (1718).
Titelblatt einer philosophische Disputation des benediktinischen Kommunstudiums im Michelfeld (1718).

Im Streit um die Kölner Hochschule für Katholische Theologie, von Kardinal Woelki als Anschlussinstitution an die 1925 von den Steyler Missionaren gegründete Philosophisch-Theologische Hochschule in Sankt Augustin eingerichtet, macht der Dominikaner und Theologieprofessor Thomas Eggensperger auf die Tradition der Ordenshochschulen aufmerksam. In der Frühen Neuzeit gab es wie überall in den katholischen Territorien auch in der Oberen Pfalz mehrere solcher Einrichtungen, sozusagen Kleinst-Ordenshochschulen.

So bildete die Prämonstratenserabtei Speinshart ihren Priesternachwuchs in einem eigenen Hausstudium selbst aus. Chorherren aus dem Konvent fungierten als Philosophie- und Theologie-Professoren für ihre jüngeren Mitbrüder. Mehrere erhaltene Disputationsdrucke dokumentieren die Lehrinhalte. Auch in Waldsassen gab es eine solche Einrichtung. Kurz nach der Erhebung zur Abtei wurden die ersten Studenten unterrichtet, mangels geeigneter Lehrer in den eigenen Reihen zunächst von Franziskanern aus Eger, später von Zisterziensern aus dem Kloster selbst. Auch hier sind verschiedene Disputationsdrucke erhalten, außerdem etliche Vorlesungsmanuskripte, die sich heute im Handschriftenbestand der Provinzialbibliothek Amberg befinden. Studieneinrichtungen gab es außerdem bei den Franziskanern in Amberg und Kemnath.

Die Bayerische Benediktinerkongregation unterhielt ein eigenes Kommunstudium an wechselnden Orten, zeitweise auch in der Oberpfalz. Sowohl in Michelfeld wie in Ensdorf wurde über mehrere Jahre hinweg ein erheblicher Teil des benediktinischen Ordensnachwuchses aus Bayern ausgebildet. Der Studienbetrieb ist noch nicht im Detail erforscht. Als diese Institution im Jahr 1769 aufgegeben wurde, mussten auch in den Benediktinerklöstern eigene Hauslehranstalten eingerichtet werden.

 

Lit.:

Leinsle, Ulrich G.: Disputationen am Speinsharter Hausstudium im 18. Jahrhundert, in: 850 Jahre Prämonstratenserabtei Speinshart 1145-1995 (= Speinshartensia. Beiträge zur Geschichte des Prämonstratenserklosters Speinshart, hg. von der Prämonstratenserabtei Speinshart, Bd. 2). Pressath 1995,115–141.

Ders.: Festdisputationen in Prälatenklöstern, in: Solemnitas. Barocke Festkultur in Oberpfälzer Klöstern. Beiträge des 1. Symposions des Kultur- und Begegnungszentrums Abtei Waldsassen vom 25. bis 27. Oktober 2002 (Hgg. Manfred Knedlik, Georg Schrott) (Veröffentlichungen des Kultur- und Begegnungszentrums Abtei Waldsassen 1) Kallmünz 2003, 101–113.

Ders.: „impune disceptant theologi“. Der Wandel der Disputation in der Spätzeit des Hausstudiums der Prämonstratenserabtei Speinshart, in: Dichtung – Gelehrsamkeit – Disputationskultur. FS für Hanspeter Marti zum 65. Geburtstag (Hg. Reimund B. Sdzuj u. a.) Wien 2012, 650–671.

Ders.: Disputationen an klösterlichen Studien, in: Appl, Tobias/Knedlik, Manfred (Hgg.): Oberpfälzer Klosterlandschaft. Die Klöster, Stifte und Kollegien der Oberen Pfalz (Beiträge zur Geschichte und Kultur der Oberpfalz 2) Regensburg 2016, 152–157.

Ders./Schrott, Georg: Das Waldsassener Hausstudium, in: Analecta Cisterciensia 70 (2020) 454–505.

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