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Oberpfälzer Konvente „zwischen Barock und Ultramontanismus“

„Zwischen Barock und Ultramontanismus. Transformationen des bayerischen Katholizismus“ – das war das Thema einer Tagung, die 2019 anlässlich des 75. Geburtstags von Prof. em. Karl Hausberger an der Universität Regensburg gehalten wurde, der früheren Wirkungsstätte des Jubilars. Im vergangenen Jahr erschien der Tagungsband, der natürlich Prof. Hausberger gewidmet ist. Mehrere Beiträge befassen sich darin auch mit Oberpfälzer Ordensgemeinschaften.

Camilla Weber ist der Biografie dreier Waldsassener Zisterzienser nach der Säkularisation nachgegangen. P. Pantaleon Senestraro/Senestrey (1764–1836) wirkte nach der Säkularisation als Seelsorger – auf dem Amberger Mariahilfberg, als Pfarrer in Tirschenreuth und in Baumkirchen bei München. 1830 wurde er Generalvikar des Bistums München-Freising. Sein Mitbruder P. Stephan Raith (1776–1837) war ebenfalls als Seelsorger eingesetzt, erst als Hilfspriester unter Senestraro, dann als Pfarrer im oberfränkischen Mistelfeld und ab 1830 wieder im Stiftland, nun in Wondreb. Fr. Marian Härings (1775–1856) Klostereintritt hatte unter rechtlich unklaren Verhältnissen stattgefunden – es fehlte ihm das kanonische Alter und die Zustimmung der Regierung in München. Dennoch hatte er große Mühe, eine Nullitäts-Klage zu gewinnen, die die förmliche Feststellung seines Laienstandes bedeutete und damit die Möglichkeit zu heiraten. 1809 traute ihn dann Pfarrer Senestraro in Tirschenreuth. So stehen die drei ehemaligen Männer für eine besonders große Bandbreite von Schicksalen, die Religiosen nach der Klosteraufhebung bevorstehen konnten.

Mit der Planungsgeschichte der Kirche St. Theresia in Regensburg-Kumpfmühl beschäftigt sich ein Beitrag von Hermann Reidel. Die Regensburger Karmeliten entschieden 1898, in einem dort gelegenen Gartengrundstück ein Zweitkloster zu errichten, um die Arbeiterfamilien, die sich in dem Ortsteil angesiedelt hatten, durch die Bahngleise aber von der Pfarrkirche St. Emmeram abgeschnitten waren, seelsorgerlich betreuen zu können.

Oberpfälzer Benediktiner sind in einem Beitrag von Markus Christoph Müller über die „Katholische Aufklärung in Bayern“ berücksichtigt, am stärksten St. Emmeram. Erwähnt sind außerdem Anselm Desing und Ildephons Kennedy. Durch seine grundsätzlichen Überlegungen ist der Beitrag für die Geschichte aller Klöster im 18. Jahrhundert interessant. Denn Müller setzt sich mit der „Problemstellung“ auseinander, „wie und ab wann man überhaupt einen Mönch oder Chorherren oder gar ein ganzes Kloster oder Stift als aufgeklärt bezeichnen kann“ (S. 94).

Werner Schrüfer untersucht die Amberger Pfarrseelsorge in der Zeit nach der Säkularisation. Durch die Aufhebung des Jesuitenordens 1773 und dann der Klöster ab 1802 (also der zwei Franziskaner-, der Paulaner- und der Salesianerinnen-Gemeinschaften) kam es zu vielerlei Problemen.

Und dann ist da noch die kurze Erwähnung von P. Placidus Velhorn (1699–1776) aus Ensdorf in Markus Lommers Beitrag über katholische Bibelübersetzungen in Bayern (S. 169f.). In dem breit angelegten Artikel erfährt man viel über den historischen Kontext von Velhorns Bibelparaphrase.

 

Lit.:

Kirchinger, Johann/Unterburger, Klaus (Hgg.): Zwischen Barock und Ultramontanismus. Transformationen des bayerischen Katholizismus (Beiträge zur Kirchen- und Kulturgeschichte 38) Berlin 2022.

Darin:

Müller, Markus Christoph: ‚Katholische Aufklärung in Bayern‘. Zur Problematik eines Transformationsbegriff, 77–114.

Schrüfer, Werner: Lokale Wirkungen von Säkularisation und Aufklärung in der Seelsorge, beispielhaft aufgezeigt in der Pfarrei Amberg – Eine Nahaufnahme, 115–140.

Weber, Camilla: Vom Barockkloster in die Kirche des 19. Jahrhunderts. Schicksale Waldsassener Konventualen nach der Säkularisation, 141–151.

Lommer, Markus: Vom Bibel-Chaos zum Bibel-Krieg? Wie die Heilige Schrift in Bayern unter die Räder der Kirchenpolitik geriet, 153–244.

Reidel, Hermann: Die Karmelitenkirche St. Theresia in Regensburg-Kumpfmühl. Der gescheiterte Entwurf des staatlichen Bauamtmanns Philipp Kremer aus dem Jahr 1899, 333–358.

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